Die Forderung nach einem späteren Renteneintritt kommt meist aus dem Lager der Wirtschaft oder von arbeitgebernahen Instituten. Und es klingt ja auch scheinbar logisch: Die Lebenserwartung steigt und damit eben auch das Renteneintrittsalter. Oder?
In Wirklichkeit wäre eine höhere Regelaltersgrenze für die meisten Arbeitnehmer fatal. Nicht nur für die, die körperlich hart arbeiten.
Das sind die Gründe:
Rentenalter bereits heute kaum erreichbar
Schon das aktuelle Renteneintrittsalter von 67 Jahren ist für die Mehrheit der Beschäftigten nicht erreichbar. Mehr als die Hälfte (55 Prozent) geht davon aus, dass sie ihren derzeitigen Beruf nicht bis 67 ausüben kann. Das hat eine repräsentative Umfrage des Berliner Kantar-Instituts im Auftrag der IG Metall gezeigt. Ein noch höheres Rentenalter würde für die meisten Menschen nur eines bedeuten: Hohe Abschläge und eine entsprechend geringe Rente.
„Dass Arbeitgebervertreter die Rente mit 70 fordern, ist keine Neuigkeit“, sagt Hans-Jürgen Urban, im IG Metall-Vorstand zuständig für Sozialpolitik. „Neu wäre, wenn sie die Arbeitsbedingungen so verbesserten, dass mehr Beschäftigte gesund die Regelaltersgrenze erreichten. Hier ist viel Luft nach oben.“
Höheres Rentenalter ist unfair
Fast unerreichbar ist die 67 Jahre-Altersgrenze für Arbeiterinnen und Arbeiter. 90 Prozent von ihnen halten es laut Kantar-Umfrage für unrealistisch, dass sie ihre Tätigkeit unter den aktuellen Arbeitsbedingungen bis 67 ausüben können. Doch wer es nicht bis zur regulären Altersgrenze schafft, muss Rentenabschläge hinnehmen. Körperlich hart arbeitende Menschen werden durch ein immer höheres Rentenalter doppelt bestraft: Durch Gesundheitsschäden und gekürzte Renten.
Betriebe sind nicht vorbereitet
Selbst wenn Beschäftigte länger arbeiten könnten: Die Wirklichkeit in den Betrieben würde dem widersprechen. Nur die Hälfte (51 Prozent) der befragten Beschäftigten zwischen 50 und 64 Jahren sieht den eigenen Betrieb ausreichend vorbereitet auf älter werdende Belegschaften - zum Beispiel durch gezielte Weiterbildungsangebote. Viele Unternehmen wollen ältere Beschäftigte eher loswerden als ihnen eine altersgerechte Tätigkeit zu ermöglichen.
Arbeitslosigkeit im Alter dauert besonders lang
Keine Altersgruppe ist so stark von Langzeitarbeitslosigkeit betroffen wie Menschen ab 55. Fast die Hälfte (47 Prozent) aller Arbeitslosen (PDF-Dokument) in diesem Alter ist langzeitarbeitslos. Die Chancen auf eine Rückkehr in reguläre Beschäftigung sind viel schlechter als bei jüngeren Arbeitslosen. Dadurch werden jahrzehntelange Erwerbsbiografien buchstäblich auf den letzten Metern entwertet. Denn: Nur für die Dauer des Arbeitslosengeld I-Bezugs werden Rentenbeiträge gezahlt. Längere Arbeitslosigkeit macht sich bei der Rente massiv bemerkbar. Ein noch höheres Rentenalter verschärft diese Risiken.
Zahl der Arbeitslosen über 60 steigt
Zwar arbeiten immer mehr Menschen über 60. Trotzdem ist die Zahl der Arbeitslosen in dieses Altersgruppe seit 2009 deutlich gestiegen: von rund 92 000 auf rund 218 000 im Jahr 2018. Die Entwicklung hält an: Im vergangenen Jahr waren rund 269.000 Menschen zwischen 60 und 64 Jahren als arbeitslos registriert (PDF-Dokument). Dazu kommen 120.000 Arbeitslose, die 65 Jahre oder älter waren. Dieser Trend würde sich durch ein höheres Rentenalter weiter verschärfen – mit üblen finanziellen Folgen für die Betroffenen.
Mehrheit sagt „nein“ zu höherem Rentenalter
Die überwältigende Mehrheit der Menschen in Deutschland lehnt eine weitere Anhebung des Rentenalters ab. 86 Prozent der Befragten sprechen sich in der Kantar-Umfrage dagegen aus.
Was die Menschen stattdessen wollen: Realistische Altersgrenzen. Eine gesetzliche Rente, die den Lebensstandard im Alter annähernd sichert. Und eine Rentenversicherung, in die alle Erwerbstätigen einzahlen - auch Beamte, Selbstständige, Freiberufler.
Die IG Metall hat ein ausführliches Konzept (PDF-Dokument) vorgelegt, mit dem die gesetzliche Rente gestärkt und zukunftsfest gemacht werden kann.
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