Ende Juli gibt der Industriekonzern ZF bekannt, dass an deutschen Standorten bis zum Jahr 2028 bis zu 14.000 Stellen gestrichen werden sollen.
Schon zu Beginn des Jahres 2024 haben Gesamtbetriebsrat und IG Metall mit Großdemonstrationen, zum Beispiel in Friedrichshafen, Schalke oder Schweinfurt, die Öffentlichkeit über die Pläne des Vorstands informiert – die Streichung von 12 000 Stellen in Deutschland bis zum Jahr 2030.
Vom Vorstand wurde dies damals als Panikmache von Arbeitnehmervertretung und IG Metall abgetan. Das vom Gesamtbetriebsrat im Januar 2024 genannte Szenario wird mit der Verlautbarung des Vorstands massiv verschärft: Jetzt sollen bis zu 14.000 Stellen in Deutschland wegfallen, und das schon bis zum Jahr 2028 – also zweitausend mehr und zwei Jahre früher.
Es wurden noch keine Zahlen bekanntgeben, die die konkreten Auswirkungen auf die einzelnen Standorte preisgeben.
In der Pressemitteilung des Vorstands wird mitgeteilt, dass der Personalabbau besonders den Bereich der Division Elektrifizierte Antriebstechnologien trifft.
Der strategischen Leitidee „Stärken stärken“ folgend, wird das Unternehmen seine Investitionen in den Bereichen Nutzfahrzeugtechnik, Chassis Solutions, Industrietechnik und Aftermarket weiter verstärken.
Die deutschen Standorte sollen perspektivisch effizienter aufgestellt und zu mehreren Standortverbünden zusammengeführt werden.
Im Düsseldorfer Tech Center arbeiten insgesamt fast 700 Beschäftigte. Der Standort gehört zur ZF Active Safety GmbH und ist zu 80% der Division C (Chassis Solutions) zugeordnet. Hier werden modernste Lenksysteme und innovative Steer by Wire Technologien entwickelt und getestet, sowie an Fahrassistenzsystemen und autonomen Fahren geforscht.
Auf den ersten Blick scheint sich der angekündigte Personalabbau also nicht auf den Standort auszuwirken.
Große Skepsis bei der IG Metall
Dinah Trompeter, Geschäftsführerin der IG Metall Düsseldorf-Neuss dazu: „Es entsteht gerade der Eindruck, dass der Personalabbau eine von McKinsey verordnete Sparmaßnahme ist und weniger mit Wertschöpfungsverlusten durch den Umstieg von konventionellen Antrieben auf E-Mobilität zu tun hat. Das kann jeden Standort treffen. Der Konzern ist hoch verschuldet und soll jetzt durch drastische Sparmaßnahmen höhere Renditen erzielen. In Düsseldorf ist „Steer by Wire“ eine Zukunftstechnologie. Heute wird uns mitgeteilt, dass man Kosten einsparen muss, Wochenarbeitszeit verkürzen will und Projekte in Frage stellt. Nicht weil sie nicht wichtig sind, sondern weil die klare Vorgabe heißt: Spart wo nur geht! Und gleichzeitig werden Projektentwicklungsstunden in Indien, China oder in der Türkei eingekauft. Wir dürfen nicht zulassen, dass Innovationstechnologien, die in Deutschland entwickelt werden können, schleichend ins Ausland verlagert werden. Wir werden uns mit allen Mittel dagegen wehren.“
Stefan Engels, der Betriebsratsvorsitzende im Tech Center Düsseldorf: „Diese Ankündigung schürt Unruhe, wo wir eigentlich den vollen Einsatz für die Entwicklung neuer Technologien brauchen. Marktführerschaft kann nur gewonnen werden, wenn wir die beste Technologie liefern. Wir haben hier viele kreative Köpfe und gute Ideen. Beschäftigung ist da. Gemeinsam mit der IG Metall werden wir uns entschieden gegen Pläne wehren, die einseitig nur darauf setzen, Entwicklungskosten zu drücken, ohne dabei einen klaren Plan für die Zukunft zu verfolgen. Wir werden die Standortleitung auffordern uns klare Pläne vorzulegen.“
Genauere Informationen erhofft man sich von der für September angesetzten Wirtschaftsbeiratssitzung.
Deutschlandweite Protestaktionen
Der Frust sitzt tief: Die ZF-Beschäftigten müssten für die Managementfehler, für strategische Fehleinschätzungen und missglückte Finanzierungsmodelle „jetzt den Kopf hinhalten“, kritisierte Trompeter. In den kommenden Wochen seien deutschlandweite Aktionen geplant. „Auch wir in Düsseldorf werden uns an den Protesten beteiligen“, so Trompeter.