7 Prozent mehr Geld für 12 Monate, 170 Euro mehr für Auszubildende und dual Studierende: Diese Forderung hat der Vorstand der IG Metall den Tarifkommissionen für die anstehende Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie empfohlen. Dazu soll über eine soziale Komponente gesprochen werden, um die unteren Entgeltgruppen zu entlasten. Begleitet werden sollen die Verhandlungen im Herbst von einer Debatte über das Thema Arbeitszeit.
Die regionalen Tarifkommissionen werden auf dieser Grundlage am 21. Juni ihre Forderungen formulieren. Die endgültige Tarifforderung verabschiedet die IG Metall am 9. Juli. Die ersten Verhandlungen für die 3,9 Millionen Beschäftigte der Metall- und Elektroindustrie starten in den einzelnen Tarifgebieten Mitte September.
Mehr Geld für Kaufkraft und Konjunktur
Die Forderung für deutlich mehr Geld begründet der IG Metall-Vorstand mit der wirtschaftlichen Lage der Branche. „Die Unternehmen verfügen über ein komfortables Auftragspolster, die Beschäftigten müssen ranklotzen“, so Nadine Boguslawski, die im IG Metall-Vorstand für Tarifpolitik verantwortlich ist.
Das zeigen auch die Ergebnisse der Beschäftigtenbefragung der IG Metall: Zwar nehmen 41 Prozent der Befragten die wirtschaftliche Lage in Deutschland als schlecht oder sehr schlecht wahr. Die Situation im eigenen Betrieb ist dagegen für 80 Prozent in Ordnung, für 44 Prozent sogar gut oder sehr gut. Bei allem Verständnis für die teilweise angespannte wirtschaftliche Situation macht Christiane Benner, Erste Vorsitzende der IG Metall, deutlich: „Unter der Lage einzelner Firmen dürfen aber nicht alle Beschäftigten der Branche leiden. Für uns zählen die Realitäten in den Betrieben und der Respekt gegenüber den Beschäftigten.“
Zudem belasten die weiterhin hohen Preise an der Supermarktkasse die Geldbeutel der Beschäftigten. Dabei ist gerade der private Konsum für die Wirtschaft maßgeblich: Die private Nachfrage macht einen erheblichen Teil des Wirtschaftswachstums aus und ist damit noch wichtiger als der Export. Doch durch die Rekordinflation der letzten Jahre schwächelt die Kaufkraft und damit auch der private Konsum. Um die Kaufkraft weiter anzukurbeln, soll zusätzlich über eine soziale Komponente gesprochen werden.
Attraktivitäts-Turbo für die duale Ausbildung
Der aktuelle Preisdruck macht vor allem Auszubildenden und dual Studierenden zu schaffen. Um für Miete, Lebensmittel und Fahrtkosten aufzukommen, müssen viele zusätzlich einen Nebenjob machen – oder brechen ab, weil sie sich die Ausbildung nicht mehr leisten können. Mit einer überproportionalen Erhöhung der Ausbildungsvergütungen von 170 Euro kann den Auszubildenden und dual Studierenden nicht nur ein eigenständigeres Leben ermöglicht werden, auch die Attraktivität für die duale Ausbildung kann dadurch steigen.
„Mit diesem Attraktivitäts-Turbo bekommen die Unternehmen motivierten und mobilen Nachwuchs“, so Christiane Benner. „Und die Auszubildenden können sich auf ihre Ausbildung konzentrieren und müssen nicht nebenher jobben – so wie es im Moment jeder dritte Azubi machen muss, um über die Runden zu kommen.“
Verhandlungen starten Mitte September
Ganz wichtig für die IG Metall: Die Prozente müssen dauerhaft in die Entgelttabellen eingehen. Das machen auch die bisherigen Debatten in den Betrieben deutlich. „Die Einmalzahlungen der Arbeitgeber vom letzten Tarifabschluss hat die Inflation aufgefressen. Die Beschäftigten haben einen monatlichen Dauerausgleich und eine Anerkennung ihres Einsatzes verdient“, so Nadine Boguslawski. Die ersten Verhandlungen starten Mitte September unter dem Motto: Solidarität gewinnt. Die Friedenspflicht endet mit dem 28. Oktober 2024. „Wir gehen selbstbewusst und sachgerecht in die Tarifrunde 2024.“